G.B.-Foundation Ethiopia

 

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Reisebericht  vom Oktober 2015

Das im Bericht vom März 2015 gepriesene Wunder „Aus einer Schule werden zwei“ konnten mein Lebensgefährte Christoph Steegmann und ich bei unserem diesmaligen Besuch im Oktober 2015 im wahrsten Sinne des Wortes begreifen, was normalerweise bei Wundern nicht möglich ist. Wir konnten es anschauen, begehen und mit hochrangigen Regierungsleuten einweihen. In der Unterhaltung  mit ihnen wurde deutlich, dass es in erster Linie die hohe Qualität und außergewöhnliche Bauweise waren sowie unsere Vorgehensweise, die Schule mit ihren zuletzt 1600 Schülern von Anfang an nicht privat gehalten, sondern immer in Zusammenarbeit mit den örtlichen und ortsübergreifenden Schulbehörden geführt zu haben, was das Wohlwollen der äthiopischen Staatsregierung der gesamten Schule und Schulgemeinde gegenüber auslöste. Wir wussten ja von Anfang an, dass die Regierung die Oromos, die mehr als die Hälfte der äthiopischen Bevölkerung ausmachen, in Punkto Bildung stark benachteiligt,  weil sie von ihnen bei den Wahlen kaum Stimmen erhalten. Da Bildung letztendlich Kraft, Stärke und darüber Einflussmöglichkeit bedeutet, wurden die Oromos  davon ferngehalten. Wir haben immer verdeutlicht, dass es der Regierung gerade durch die  Unterstützung der Oromos gelingen könnte, ihre Stimmen zu gewinnen und damit viel Potential für das gesamte Land. Unsere Hartnäckigkeit in dieser Richtung hat gefruchtet.

An dem begreifbaren Wunder, der jetzigen „Günther Beermann Boarding School“, herrschte bei unseren täglichen Arbeitsbesuchen stets ein reges Treiben.

 

Der Ein- und Umzug war noch lange nicht vollzogen, obwohl das Unterrichtsgeschehen schon in vollem Gange war. Aus den ehemaligen drei als Klinik genutzten Gebäuden wurden Medikamente und medizinisches Gerät in das kleine bisherige Verwaltungs-und Arbeitsgebäude der drei Direktoren geschleppt; denn wie zu Anfang wird auch in Zukunft dieses Gebäude wieder als Erste-Hilfe-Station für Schüler und Lehrer dienen. Unsere vorherige Klinik, mit 32 Angestellten aus allen Nähten platzend, war bereits  ausgegliedert worden, da das nur wenige Kilometer entfernte neu erbaute Krankenhaus an der Straße nach Guder vor wenigen Monaten endlich seine Arbeit aufgenommen hat und mit seiner Ambulanz auch die gesamte ländliche Bevölkerung um den Tullu Dimptu versorgen kann. Das bedeutet auch für uns eine Sorge weniger, da die große Anzahl an Patienten, die täglich in unsere Klinik auf das Schulgelände strömten, schon das Schulleben beeinflussten und vor allem bei ansteckenden Krankheiten auch eine Gefahr darstellten.

Die Hälfte der Klassenräume wird zurzeit als Schlafräume für die Schüler genutzt, bis die neuen Wohn-und Schlafraumgebäude fertiggestellt sind, die versprochenermaßen qualitativ in vollem Umfang unserer Schule entsprechen sollen. Neue Toiletten-und Duschhäuser sind bereits errichtet und in Betrieb.

Im ehemaligen Pädagogischen Center befinden sich im hinteren Teil abgetrennt nun eine große Küche mit modernem Herd und davor ein großer Speisesaal für die Schüler. Wir wohnten einer Mahlzeit bei und waren begeistert von der Qualität der Speisen, der angenehmen Gesprächsatmosphäre und der Disziplin der Schüler. In Zukunft, so die Geschäftsführerin von ODA, wird sämtliches Gemüse und Obst von unserer Plantage in dieser Küche für die Schulspeisen verarbeitet.

Der große Rundbau, die ehemalige Cafeteria, dient dem Internat seit September als Speise- und Aufenthaltsraum des Lehr- und Arbeitspersonals.

Alle 24 Lehrerhäuser werden nun wirklich nur von Lehrpersonal und deren Familien bewohnt.

Wir besuchten auch die Schulbibliothek. In ihr wurde noch in den späten Nachmittagsstunden gelesen und gelernt. Auch draußen war das hier und da der Fall.

Die außergewöhnlich intensive Arbeitsatmosphäre beeindruckte uns sehr. Im großen Computerraum neben der Bibliothek waren Elektroinstallateure bei der Arbeit. Die neu von der Regierung gestellten Computer standen noch verpackt an den Wänden.

Wir sprachen mit vielen Schülern, die uns immer wieder in Gruppen auf dem Schulgelände entgegenkamen.                

                        

Schon an ihrem guten, fließenden Englisch war ihre weit über dem Standard liegende Begabung erkennbar, denn auch sie hatten ja bisher lediglich 6 Jahre lang die Volksschule (elementary school) besucht. In den teilweise sehr interessanten Gesprächen kam immer wieder von verschiedenen Schülern die Aussage, dass sie stolz und glücklich seien, auf das Internat gehen zu dürfen und dass sie später einmal im Beruf all ihre Kraft und ihr Wissen für ihr eigenes Land einsetzen werden. Nach ihren Berufsvorstellungen befragt, wollten sie Arzt, Politiker, Wirtschaftswissenschaftler, Architekt oder Jurist werden. Uns erstaunten immer wieder die fröhliche, offene Art der Schüler und ihre leidenschaftlichen Aussagen, dabei mithelfen zu wollen, Äthiopien zu einem tollen, fortschrittlichen Land zu machen.

Wir diskutierten diese Aussagen später mit Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft. Alle vertraten vehement die Auffassung, dass die fähigsten Menschen, die früher immer ins Ausland abgewandert seien, unbedingt im Land gehalten werden müssten, um es vorwärtszubringen. Bildung sei die Basis für Wohlstand und Krisenfestigkeit. In Bezug auf die Flüchtlingskrise in Europa und speziell die Rolle Deutschlands betonten sie, dass es nicht sein könne, dass selbst aus Äthiopien die jungen Männer scharenweise nach Deutschland strömten in Erwartung eines besseren Lebens. Dass dieses „bessere Leben“ im eigenen Land möglich sei, wäre Aufgabe der Politik und vor allem jeder Entwicklungshilfe. Umfassende Bildung und wirtschaftliche Aufbauhilfe in den ärmeren Ländern der Welt hielten die Menschen dort, wo sie ihre Wurzeln hätten, und beugten so Flüchtlingskrisen vor.

Die neue von der Regierung und ODA (Oromo Developement Organisation) gebaute Higher Primary School (Volksschule) für die Kinder aus der ländlichen Umgebung rund um den Tullu Dimtu (Roter Hügel) liegt in herrlichster Landschaft nur rund 500m von der Internatsschule entfernt, was eine enge Zusammenarbeit erleichtert.

Sie ist auf 1200 Plätze angelegt, die sicher bald wieder mit 1600 Kindern besetzt werden. Bei unserem Besuch stellten wir doch einen erheblichen baulichen Qualitätsunterschied zu der von uns 2004 gebauten Schule fest. Die Gebäude liegen zwar über dem Standard normaler äthiopischer Schulen auf dem Land, sind jedoch sehr einfach und wenig ansprechend.

Dies wurde auch deutlich in der eher gedrückten Stimmung, die in der von uns einberufenen Lehrerkonferenz vorherrschte.

Zwar sahen alle Lehrer ein, dass „ihre alte Schule“ mit all ihren Gebäuden nun wesentlich sinnvoller und besser rund um die Uhr genutzt werden kann, und dass sie eine große Bereicherung für die gesamte Umgebung und deren Infrastruktur darstellt, doch sie empfanden auch Verlust.

Für uns war beeindruckend, wie die zumeist in einfachsten Behausungen auf engstem Raum lebenden Menschen doch für sich wahrgenommen hatten, dass gepflegte Räume und eine gärtnerisch ordentlich gestaltete Umgebung einen großen Einfluss auf  die eigene Gestimmtheit und Motivation und so letztendlich auch auf die Qualität des Lehrens und Lernens haben.

Aber die Lehrer drückten auch aus, dass sie alles dransetzen würden, der neuen Schule ihren Stempel aufzudrücken und mit guter Arbeit vielen Schülern die Chance zum Übergang auf die Internatsschule zu eröffnen.

Sie freuten sich auch auf die Zusammenarbeit mit den Internatslehrern, die ihnen bereits Computer- und spezielle Sprachkurse angeboten hatten. Die Cafeteria im runden Tukul soll zukünftig Gesprächs- und Austauschtreffpunkt für alle Lehrer sein. Sie wollen voneinander lernen und profitieren, was letztendlich den Schülern zugutekommen soll.

So wurde auch bei der festlichen Einweihungsfeier in der Gabriella-Hall von den Schülern der Weg eines einfachen Mädchens und Jungen durch die Bildungslandschaft tänzerisch und mit Gesang nachgezeichnet.

Viel Begeisterung, Engagement und Hoffnung drückten sich auch in den Reden des Erziehungsministers und des Parlamentssprechers aus.twicklung des Günther Beermann Memorial Projekts von der Ursprungsidee im Jahre 2000 bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt. 

Eine Schule für 1600 Kinder, eine ambulante Klinik für eine medizinisch völlig unterversorgte Landbevölkerung, erstmalige Bereitstellung von sauberem Wasser durch Brunnenbohrungen, Versorgung der Schule mit Solarenergie, gesponsert vom Rotary Club Köln Dom, und erfolgreicher Kampf und finanzieller Kraftakt für die Versorgung der Schule und der Klinik mit Elektrizität aus dem öffentlichen Netz,  die in Kürze auch für die gesamte bäuerliche Gemeinde in der Umgebung zur Verfügung stehen wird. Deutlich ist im Umland der Schule ein allgemeiner Anstieg der Lebensqualität aus tiefstem Elend und bitterster Armut festzustellen.

Jedes Jahr am 22. Januar wird die Persönlichkeit Günther Beermanns gefeiert, dessen Lebenswerk Bildung und Fortschritt über die Schule in die gesamte Gemeinde brachte. Diese Feier, die im Laufe der Jahre zur Tradition geworden ist und sich zu einem großen Schul- und Gemeindefest entwickelt hat, wird nun in Zukunft von beiden Schulen  gemeinsam begangen.

Im zweiten Teil meiner Rede hob ich die Bedeutung der Umwandlung der ursprünglichen Günther Beermann Memorial Schule in eine spezielle kostenfreie Internatsschule hervor.

Hierdurch werde nicht nur das Potential der Gesamtanlage endlich erschöpfend ausgenutzt,  sondern auch für die Infrastruktur der Gesamtregion und für die Zukunft Äthiopiens sei dies eine große Bereicherung.

Zudem ist mit der neuen Volksschule nahe der Internatsschule eine lückenlose Weiterführung der Schulbildung der Kinder aus der Region um den Tullu Dimtu gegeben. Auch werden durch sie, ebenso wie durch die Internatsschule, viele neue Arbeitsplätze geschaffen.

Schließlich betonte ich:

    50 Jahre war ich alt, als in mir erstmals die Idee der Realisierung eines Schulprojekts in Afrika aufkam. Nun bin ich 65, und es ist Zeit, das Gesamtprojekt in jüngere Hände zu legen. Wie durch Fügung ist die Regierung des Landes und die Geschäftsführerin von ODA auf mich zugekommen. Gemeinsam haben sie ihre Unterstützung angeboten und ihre Ideen unterbreitet. Diese haben mich derart überzeugt, dass ich beschloss, das Günther Beermann Gesamtprojekt einschließlich aller Verantwortung an  ODA zu übergeben. Ihre Entscheidungen haben unser absolutes Vertrauen und wir werden sie in Bezug auf die GBMS-Schulen jährlich mit einem finanziellen Festbetrag unterstützen.

Am Ende dankte ich der gesamten Schulgemeinde für all die Jahre intensivster  Zusammenarbeit. Jeder einzelne von ihnen habe mitgeholfen, das GBMS-Projekt zu dem zu machen, was es heute ist. Sie hätten damit nicht nur sich und  ihre Landsleute bereichert, sondern auch uns und all unsere Helfer in Deutschland. Unser Leben lang würden wir mit ihnen und der gesamten Region um den Tullu Dimtu verbunden sein und würden uns weiterhin um das Projekt, das nun seine eigenen Wege geht, kümmern wie um ein Kind, das zwar erwachsen geworden ist und doch für die Eltern immer ihr Kind bleiben wird. 

Arbeitsbericht von Gabriele Beermann über die Reise vom 8.3.2015 -16.3.2015

Seit 11 Jahren steht nun die „Guenther  Beermann Memorial School“ mitten auf dem Lande am Tullu Dimtu (Roter Hügel). Sie hat für ganz Äthiopien Modellcharakter, wurde von der Regierung in der Vergangenheit gern als Vorzeigeobjekt für ausländische Staatsbesuche benutzt und die schulischen Ergebnisse sind landesweit herausragend.

Dort, wo die Kinder so gut wie keine Chance auf Bildung hatten, gehen nun 1560 Schüler, die Hälfte davon Mädchen, in die einjährige Vorschule und in die 8 jährige Elementarschule.

Die gesamte umliegende ländliche Gemeinde profitiert von der Krankenstation, der riesigen Versammlungshalle und der Plantage auf dem Schulgelände. Die Menschen werden medizinisch versorgt, vor allem die genital verstümmelten schwangeren Frauen.

Die Schüler werden durch verschiedene Vorträge, Seminare und Arbeitsgemeinschaften aufgeklärt, was Hygiene, Ernährung, Aidsprophylaxe und Landwirtschaft anbelangt. Überdies haben ein Klinikprojekt zur Beschaffung medizinischer Apparaturen, mehrere Wasserprojekte, zwei Stromprojekte, eines davon Solarstrom für die Krankenstation,

ein anderes der Anschluss  der umliegenden Gehöfte   an die öffentliche Stromversorgung,

und ein Mühlenprojekt  entscheidend dazu beigetragen, dass die Lebensqualität der umliegenden ländlichen Bevölkerung sichtbar gestiegen ist. Dazu haben auch nicht zuletzt die vielen von der G. B. Foundation finanzierten Arbeitsplätze an der Schule beigetragen und ganz entscheidend wohl auch das, was die Kinder aus dem gepflegten Umfeld der Schule und vor allem aus dem Unterricht in ihren Köpfen nach Hause tragen.

Insgesamt ist die „Guenther Beermann Memorial School“ mit allem, was an ihr dranhängt, ein äußerst erfolgreiches Projekt, was natürlich nicht heißt, dass es nicht auch immer wieder Enttäuschungen gab und viele Probleme, die mit der für uns Europäer sehr fremden afrikanischen Mentalität zu tun haben. Aber wir legten unser Augenmerk auf die vielen positiven Veränderungen und den Fortschritt. Insofern wollten wir uns nach 11 Jahren Einsatz und finanzieller Unterstützung aus dem Projekt zurückziehen und der Schulgemeinde sowie der Landbevölkerung im Umfeld der Schule die Eigenverantwortung für ihre Schule übertragen. Denn alle Bewohner rund um den Tullu Dimtu sind stolz darauf, was da in ihrer Mitte entstanden ist, und wir beabsichtigten, dass nicht länger wir es sind, die die Kosten für die Wächter, die Gärtner, die Putz- und Toilettenfrauen, die Bibliothekarin, die Sekretärinnen und den Hausmeister sowie die Reparaturen an und in allen Gebäuden etc. übernehmen, sondern dass sich in der Dorfgemeinschaft der Wille zur Übernahme von ehrenamtlichen Aufgaben und Pflichten herausbildet. Lediglich die Lehrer und die vielen Waisenkinder der Schule wollten wir monatlich weiter mit einem festen Betrag unterstützen. Auch die Schuluniform sollte weiter gestellt werden.

Mit diesen Vorsätzen im Kopf flogen wir am 8. März nach Äthiopien. Dort wurden wir von den Ereignissen vor Ort völlig aus unseren Denkbahnen geworfen. Um diese Ereignisse in ihrem wunderbaren Ausmaß zu verdeutlichen, folgende kurze Erklärung:

Die Benachteiligungspolitik der bisherigen äthiopischen Regierung gegenüber der Volksgruppe der Oromos, die rund 48% der Bevölkerung Äthiopiens ausmacht, und in deren Gebiet die Guenther Beermann School liegt, besteht seit Jahrhunderten und ist historisch bedingt. Mit allen Mitteln wird versucht, die Bedeutung dieser Bevölkerungsgruppe klein zu halten, und zwar vor allem durch schlechte bzw. fehlende Bildung und medizinische Unterversorgung. In der jüngeren Vergangenheit wurden Staatsgäste häufig zur Guenther Beermann School gefahren, um ihnen zu zeigen, dass solche Anschuldigungen aus der Luft gegriffen seien.

Doch nach dem Tod des äthiopischen Regierungschefs Meles vor zwei Jahren hat sich hinter den politischen Kulissen wohl etwas getan. Erstmals konnte sich bei der Wahl eines neuen Erziehungsministers ein Mann mit oromäischen Wurzeln durchsetzen (Obo Shiferaw Shigute). Er unterstützt nun massiv eine Selbsthilfeorganisation der Oromos, die „Oromeian Development Organization“ ODA(http://www.wmoda.org ), die innerhalb der letzten zwei Jahre von 250 Mitgliedern auf 6 Millionen Mitglieder angewachsen ist und unterstützt wird.

Als wir zur Guenther Beermann School kamen, erfuhren wir, dass dieser Minister kürzlich mit der Leiterin von ODA vor Ort war. Bei seinem eintägigen Besuch hatte er der gesamten Schulgemeinde und dem Ältestenrat einen Beschluss der Regierung unterbreitet. Dieser Beschluss sieht vor, die Schule bis zum September dieses Jahres mit erheblichem finanziellem Aufwand zu einer Elite-Internatsschule für die besten oromäischen Schüler des Landes ab Klasse 9 umzubauen. Diese Schüler sollen kostenlos untergebracht und verpflegt werden und die bestmögliche ganzheitliche Schulbildung mit Blick auf spätere Führungspositionen in Äthiopien erhalten.

Knapp 1km von der Internatsschule entfernt wird bis zum Beginn des neuen Schuljahres im September eine neue dreizügige gehobenen Elementarschule errichtet. Der Grundstein ist bereits gelegt und die Bauarbeiten sind in vollem Gang.

Für die Region rund um den roten Hügel bedeutet diese Regierungsmaßnahme eine ungeheure Aufwertung. Neben vielen neuen Arbeitsplätzen wird auch eine neue Infrastruktur entstehen mit einem Hotel, Restaurants und kleinen Läden. Die Bauern werden neue Abnehmer für ihre Erzeugnisse ganz in der Nähe haben, kleine Handwerksbetriebe werden entstehen u.s.w.. Es herrscht Aufbruchsstimmung.

Wir hielten eine intensive Konferenz zuerst mit den gesamten Arbeitern, dann mit den Lehrern und Direktoren und schließlich auch mit dem Personal der Krankenstation ab. Diese Konferenzen zeigten, dass der persönliche Besuch des Ministers, der mit ihnen nicht in der offiziellen Landesprache amharisch, die die meisten Bauern nicht beherrschen, gesprochen hatte, sondern auf oromäisch, großen Eindruck hinterlassen hatte. Es herrschte durchweg eine positive Stimmung, in der sich jedoch immer wieder auch noch Ungläubigkeit und etwas Angst mischten. Wie konnte es sein, dass sich die Regierung plötzlich völlig überraschend für die Oromos einsetzte? Sodu, ein Englischlehrer an unserer Schule, der das Schulleben seit der Bauphase mit großem persönlichen Einsatz begleitet hat, fragte: „What did Guenther do in heaven?“

Wir wurden in berührenden Worten und Gesten gebeten, an ihrer Seite zu bleiben und uns weiter zu kümmern. Das haben wir versprochen. Wir nahmen für das laufende Schuljahr 2015 auch Abschied von unserem Ansinnen der Einschränkung finanzieller Unterstützung. Die Übergangsphase bedeutet für die Menschen an unserer Schule einen emotionalen Kraftaufwand.

Nach den Verhandlungen über das neue Budget 2015

       

fuhren wir auf Einladung der Leiterin von ODA, Adanech Abiebie, ins Low Land nach Adama (im Touristenführer noch Nazareth), das 100 km östlich von Addis Abeba liegt. Dort entstand vor 1 ½ Jahren durch den Einsatz des Erziehungsministers und von ODA aus einem ehemaligen Lehrertrainingszentrum das erste Internat für oromäische Spitzenschüler. Da unsere Guenther Beermann School die zweite Internatsschule dieser Art werden soll, waren wir gespannt. Was wir vorfanden, hat uns zutiefst beeindruckt. Die Art der Lehrer und Schüler, ihr Verhalten und Ausdruck sowie die Sauberkeit der gesamten, baulich zwar einfachen, aber schönen Anlage hat uns fasziniert.

Wir wohnten unterschiedlichem Unterricht bei und konnten den offensichtlichen Lerneifer und die Hingabe an den Lehrstoff kaum glauben. Es war Samstag, der anders als im gesamten Land üblich, für die Internatsschüler ein normaler Unterrichtstag ist. Die zwischen 13 und 15-jährigen Schüler werden rund um die Uhr von den besten Lehrern des Landes auch sozial, ethisch und völlig religionsneutral ausgebildet und betreut. Stolz wurden uns zwei Schüler vorgestellt, die von der Guenther Beermann Memorial Schule kommend die schwere Aufnahmeprüfung an dieser Schule bestanden haben.

Wir sprachen spontan mit unterschiedlichen Kindern und stellten fest, dass sie nicht nur besser englisch sprechen als die besten Lehrer an unserer Schule, sondern dass ihr gesamtes Auftreten Selbstbewusstsein, Hingewandtsein und Offenheit ausdrückt.

      

Die Atmosphäre in der gesamten Schulanlage war in einer Weise positiv, wie wir es noch nie an einer Schule erlebt hatten.

Am späten Samstagnachmittag zurück in Addis Abeba wurden wir im Gebäude von ODA vom Erziehungsminister Äthiopiens Obbo Shiferaw Shigute empfangen. Wir trafen auf einen

 charismatischen Mann, der uns zur Kaffeezeremonie einlud und sich in einer kurzen Rede bei uns für unseren Einsatz für die oromäische Bevölkerung bedankte. Er nannte uns seine Familienmitglieder auf Lebenszeit, die mit allen Problemen jederzeit zu ihm kommen könnten. Er zeigte uns auf, was für eine Bereicherung die Umwandlung der Guenther Beermann Memorial School in eine oromäische Elite-Internatsschule für die Landbevölkerung am Tullu Dimtu bedeutet. Dann teilte er uns mit, dass unsere Schule, die wir 2008 offiziell aus organisatorischen Gründen an die äthiopische Regierung übergeben hatten, zukünftig „Guenther Beermann Memorial Special Boarding School“ heißen wird und die nebenan neu entstehende, komplett von der Regierung und von ODA finanzierte neue Schule den Namen „Guenther Beermann Memorial Higher Primary School“ tragen wird.

Er umarmte uns und übergab uns dann zwei große gerahmte Bilder, eins von unserer bestehenden Schule mit neuem Namen

und eins von der neu entstehenden Schule.

 

Wir konnten nicht glauben, was wir erlebten:

Ein Wunder!

Das wollen wir spirituell mit allen Förderern und Freunden der Guenther Beermann Memorial School teilen.

In Verbundenheit

Gabriele Beermann und Christoph Steegmann

 


                                                                                                                                               6. Februar 2014

 

Arbeitsbericht über den Besuch der Günther Beermann Memorial School und der angeschlossenen Klinik am Tullu Dimptu in Äthiopien

 

Vom 18. bis 25. Januar waren wir in Äthiopien.

·       Es ging erstens darum, das Jahresbudget von 2013 zu besprechen und zu kontrollieren und das neue Budget für 2014 festzulegen.

·       Zweitens standen eine genaue Inspektion der Wasserprojekt-Arbeiten an sowie eine Überprüfung des Fortgangs der nach mehr als zehn Jahren Schulbetrieb fälligen Instandsetzungsarbeiten.

·       Drittens war ein Treffen mit einer Vertretung von 60 Kleinbauern anberaumt, die rund um das Schulgelände ansässig sind und seit vielen Jahren inständig um einen Anschluss an das öffentliche Elektrizitätsnetz bitten, mit dem unsere Schule verbunden ist. Ab 6 Uhr abends sitzen sie das gesamte Jahr über im Dunkeln.

·       Viertens musste erneut eine mehrstündige Klinikkonferenz angesetzt werden, da die Klinikleitung schon wieder von der Gesundheitsbehörde ausgetauscht wurde.

·       Schließlich galt es das Versprechen einzulösen, jedes Jahr zum Schulfest am 22.Januar, dem Geburtstag meines am 30. Januar 2000 verstorbenen Ehemannes Günther Beermann, da zu sein.

 

Zu 1

Inzwischen ist nach jahrelanger hartnäckiger und geduldiger Unterweisung durch Herrn Dr Steegmann eine gewisse Ordnung und Genauigkeit in der Buchführung festzustellen. So gibt es beispielsweise anstelle von anfangs mehr als 70 Punkten, durch logische Unterpunktsetzungen, noch 32. Das Beibringen von Quittungen stellt nicht mehr ein so großes Problem dar, und die Rechenfehler haben sich beträchtlich reduziert. Der häufige, von der Regierung angeordnete Schulleitungswechsel, um keine festen Strukturen entstehen zu lassen und Unsicherheit zu schüren, stellt natürlich auch uns immer wieder bezüglich der Einführung in eine einfache, aber genaue Buchführung vor Probleme. Inzwischen aber haben wir gelernt, besser mit der äthiopischen Mentalität umzugehen und wissen, wie eine Einarbeitung von in dieser Hinsicht ungeschulten Personen am erfolgreichsten vonstatten geht.

Bis auf mehrere rechnerische Ungereimtheiten, die sich nach langem Hin und Her aber klären ließen, konnten wir die noch 48 Punkte umfassende Einnahme- Ausgabebuchhaltung für das Jahr 2013 schließlich akzeptieren.

Das Jahresbudget für 2014 haben wir in den meisten Punkten von 2013 übernommen. Es gab aufgrund der schnell fortschreitenden Inflation den dringenden Wunsch, die Top-ups und Ge-hälter zu erhöhen. Dieses und als dringend erforderlich dargelegte Wünsche für verschiedene Anschaffungen, wie z.B. einen neuer Kopierer, mussten leider aufgrund der Kosten für das Wasser-und Instandhaltungsprojekt abgelehnt werden.

 

Zu 2

Die Arbeiten am Wasserprojekt sind zu knapp zweidrittel erledigt. Die ursprünglich für Ende Januar kalkulierte Fertigstellung verzögert sich auf Ende April aufgrund einer sehr langen Regenzeit im vergangenen Jahr und dadurch, dass bei der Ausschachtung für die Wassertanks auf Felsgestein gestoßen wurde und die Tanks teilweise verlegt werden mussten. Anstelle von zwei unterirdisch gemauerten Wassertanks sind es nun drei in einer Größe von jeweils 10x5x3 Länge, Breite, Tiefe). Viele Männer und noch mehr Frauen arbeiten am Projekt als Tagelöhner. Ohne diesen Lohn hätten sie und ihre Familien oftmals bis zur Getreideernte auf ihren oft kleinen Feldern im Februar gehungert.

     

Lehrer, Schüler und viele Eltern freuen sich, wenn Anfang Mai die mit kleinen Löchern versehenen Schläuche an die unterirdischen Wassertanks angeschlossen sind und die Tröpfchenbewässerung auf einem Unterrichtsversuchsfeld für Gemüseanbau auf einem zunächst 2500qm großen Areal beginnt.

Auch wir sind gespannt. Wir hoffen auf eine Finanzierung über ein Global Grant von Rotary.

 

Zu 3

Das Treffen mit der Kleinbauernvertretung, bestehend aus 5 Männern, gestaltete sich sehr emotional. Sie legten wiederholt dar, wie sie darunter leiden, in ihren kleinen Tukuls mit den Tieren und oft mehr als 10 Kindern ab 6 Uhr abends zur Untätigkeit verurteilt zu sein. Es fehlt ihnen an Brennmaterial, um ein Feuer in Gang zu halten, und überdies vertragen die Kleinkinder und das Kleinvieh oft den Qualm in dem nur aus einem Raum bestehenden Tukul nicht. Ein Anschluss all der Tukuls an das öffentliche Stromnetz würde insgesamt 25.000 Euro betragen.

 

Zu 4

Alle Vereinbarungen und Abmachungen mit der vorherigen, inzwischen sehr gut mit uns kooperierenden Klinikleitung vom letzten August mussten noch einmal detailliert dargelegt, besprochen und verteidigt werden, um zu einen gemeinsamen Nenner zu gelangen. Das gestaltete sich insofern nicht einfach, da der neue erste Chef der Klinik seinem 32köpfigen Team Versprechungen gemacht hatte, die mit unserem Geld eingelöst werden sollten.

 

Zu 5

Zum diesjährigen Schulfest war zu meiner großen Freude auch meine Tochter Inga mit ihrem Freund aus Washington angereist,

 was einen zwanzigstündigen Flug mit dreistündigem Zwischenstopp in Dubai bedeutet.

 

Auch zwei Frauen aus Deutschland, die am Projekt sehr interessiert sind und dort einen Arbeitseinsatz in ihrem jährlichen Urlaub planen,  hatten sich in diesem Jahr zur Schulfeier eingefunden. Ebenso nahm ein Ehepaar aus Amerika teil, das für ein Jahr auf dem Schulgelände lebt und ehrenamtlich den Lehrern Englischunterricht erteilt und ihnen beim eigenen Unterrichten in diesem Fach zur Seite steht.

 

Ein in seiner Eindrücklichkeit unbeschreiblich bunter Darbietungsmarathon der Schüler ließ   kleine Theateraufführungen, Tanz-

        
      

und Sportdarbietungen, Vorträge von Gedichten und Reden, kleine Sketchen, Vorführungen aus der Versuchswelt von Chemie und Physik usw. an uns vorbei ziehen. Daran schloss sich die Übergabe von gespendeten Kühen und Schafen an 10 Schüler an, die als Waisenkinder bei Verwandten wohnen,die von extremer Armut betroffen sind.

Das Fest endete mit einem gemeinsamen Mahl, das von Schulangestellten und Schülern in der sogenannten Cafeteria zubereitet wurde und mit der Ausgabe von Tüten mit Obst, Gebäck und Süßigkeiten sowie einem Softdrink an die mehr als 1600 anwesenden Schüler endete. Da gab es strahlende Gesichter und Freudentänze, die sich als unvergesslicher Schatz in unsere Herzen gezaubert haben.

 Mit einem herzlichen Gruß an alle Freunde der Günther Beermann Memorial School

 Gabriele Beermann



28. Januar 2013

 Gabriele Beermann     

Liebe Förderer und Freunde der Günther Beermann Memorial Schule und Klinik am Tullu Dimtu in Äthiopien!

Wie Ihr wisst, wird jedes Jahr am 22. Januar der Geburtstag meines im Januar 2000 verstorbenen Mannes Günther Beermann in Form eines Schulfests am Tullu Dimtu (= Roter Berg) gefeiert. 1500 Schüler,  Elternvertreter, 35 Lehrer, 22 Klinikangestellte, Gärtner, Wächter, Reinigungspersonal und viele hundert Bauern der Umgebung gestalten in unterschiedlicher Form ein wunderbar buntes Fest.        

  Die neue Schulfahne

Aufführungen der schulischen Tanzgruppe, Sportaufführungen, Gedichte und Ansprachen von verschiedenen Schülern zur Ehrung der Person von Günther Beermann mit Preisverleihungen für Kinder, die sich schulisch oder sozial besonders hervorgetan haben, mit der Schenkung von Schafen und Kühen von Sponsoren aus Deutschland  für extrem verarmte Waisenkinder (insgesamt 257 Waisenkinder) und vieles mehr. Jedes Mal herrscht eine Atmosphäre von Begeisterung, strahlender Freude und  Glück, die man nur schwer beschreiben kann. Sie ist halt afrikanisch und nicht europäisch.

Jeder ist eingeladen, bei der zehnten Geburtstagsfeier am Tullu Dimtu im nächsten Jahr dabei zu sein, um es selbst zu erleben.

Diesmal waren mein Lebensgefährte Dr. Christoph Steegmann und ich vom 18. bis 27. Januar für ein intensives Arbeitspensum und zur Teilnahme am Fest vor Ort.

Kurzbericht vom Besuch am Tullu Dimtu              

Der gesamte Schul- und Klinikkomplex ist generell in einem guten Zustand .Es ist immer wieder eindrucksvoll, zu sehen, wie exzellent sich die Gebäude und Anlagen in die wunderschöne Landschaft einfügen.  Bei genauem Hinsehen wird jedoch deutlich, dass für den Erhalt des für äthiopische Verhältnisse hohen Standards der Schule einiges getan werden muss.

Da seit drei Monaten - nach mehr als zwei Jahren unentwegter Kämpfe mit Behörden um Genehmigungen - endlich wieder frisches Wasser auf unseren Compound fließt, verändert sich vieles.

Das Wasser des im vorletzten Jahr neu gebohrten Brunnens, der aufgrund eines geologischen Gutachtens knapp einen Kilometer von der Schule entfernt liegt,  wird durch neu verlegte unterirdische Rohrleitungen mit einer elektrischen Pumpe, die über einen Transformator an das öffentliche Stromnetz angeschlossen ist, bis zum Schuleingang gepumpt.  Hinter dem Eingang der Schule wurden bereits im Freien viele lange Wasserbecken mit Wasserhähnen installiert, damit die Schüler frisches Wasser trinken und sich waschen können.

Viele Kinder füllen hier auch  nach Schulschluss Behältnisse mit frischem Wasser, um es nach Hause mitzunehmen. Sie sind  darüber sehr glücklich. Auch die Klinik füllt hier morgens ihre mit einem Hahn versehenen Wasserkanister; denn noch fehlt ein neues Rohrleitungsnetz, das die Schul- und Klinikgebäude mit dem neuen Zuleitungsrohr verbindet. Das alte Rohrleitungsnetz, das alle Gebäude mit dem leider sehr aggressiven Mineralwasser des 2004 auf dem Schulgelände gebohrten und inzwischen versiegten Brunnens verband, ist völlig marode.  Anstelle der alten Zinkrohre müssen zu und in sämtlichen Gebäuden PVC-Rohre verlegt werden, was an die 100.000 Euro kosten soll. Hierzu werden wir einige Benefizveranstaltung organisieren müssen.

Das fehlende Wasser in den letzten drei Jahren hat sich natürlich auf der Plantage bemerkbar gemacht. Kein Gemüse und Obst, sondern Teffgetreide wurde in Mengen angebaut.

Das in großen Kanistern auf Eselskarrenkarren und mit Gießkannen mühsam herangeschleppte Wasser reichte nicht aus für Obst- und Gemüseanbau.

Dennoch hat Basha, unser Gärtner, es mit seinen Helfern geschafft, tausende von Bäumen zu erhalten und insbesondere rund um die Schule und die Klinik hunderte  Oleander- Bougainvillea- und Hibiskussträucher erblühen zu lassen.

Auch die Dächer und die teilweise in Zement einbetonierten Pflastersteine auf den vielen Wegen innerhalb des Schulkomplexes, die Innen-und Außenwände, das Schulinventar wie Tische, Stühle und die Wandtafeln bedürfen einer Reparatur, Überholung oder in Einzelfällen sogar der Erneuerung.

Ein Agraringenieur aus Flensburg, der als junger Mann von 1986 bis 1991 in dem ungefähr 12km entfernten Ort Ambo als Entwicklungshelfer die Fabrikation von Lehmbausteinen erfolgreich voranbrachte und damals eine bis heute funktionierende Fabrik mit acht  Mitarbeitern gründete, hat auf Vermittlung durch die Welthungerhilfe die Schule besucht. Er war von der  gesamten Günther Beermann Anlage sehr beeindruckt. Er wird uns einen Vorgehensplan für die Sanierung der Wasserversorgung vorlegen und für entsprechende vertrauenswürdige Handwerker vor Ort sorgen. Überdies werden rund um die große Versammlungshalle sogenannte Roto-Tanks, das sind riesige Wassertanks zum Auffangen des Dachwassers, unterirdisch eingelassen. Mit Pumpen versehen wird dieses Regenwasser vor allem in der Regenzeit von Juni bis September die große Plantage bewässern.

Gespräche mit der Gesundheitsbehörde, in denen es um die Bitte ging, wenigstens stundenweise die Günther Beermann Klinik mit einem dringend gebrauchten Arzt zu besetzen, schlugen fehl. Wir haben uns daraufhin über einen Kontakt  an den Leiter der Universität von Ambo, Dr. Mitiku, gewandt und in drei Verhandlungen erreicht, dass er sich für uns eingesetzt und zwei  ihm bekannte Ärzte kontaktiert hat, einen Internisten und einen Gynäkologen. Diese haben wir  nun jeweils privat für sechs Stunden pro Woche engagiert, was durch ein Benefizkonzert des Rotariers Dr. Stephan Neubauer ermöglicht wird. Neben der Behandlung von Kranken werden diese Ärzte auch das 22köpfige  Klinikpersonal in die Bedienung der vorhandenen Apparaturen einweisen und es generell fortbilden.

Das inzwischen 57 Punkte umfassende, von der Schulleitung und einem Gremium verwaltete Budget für Schule und Klinik ist in seiner Form zur Prüfung trotz mehrfacher An- und Einweisungen in den letzten Jahren noch immer sehr verwirrend und nur schwer überprüfbar. Inzwischen sind wenigstens akzeptable Quittungen für die meisten Ausgaben, wenn auch ungeordnet, vorhanden.

Auch  diesmal haben wir wieder versucht, eine Ordnung in Einnahme- und Ausgabenübersicht zu bringen. Aber die Englischkenntnisse der drei Schulleiter und ihr Verständnis von übersichtlicher Buchführung sind sehr schlecht. Da jetzt jedoch ein neuer zweiter Schulleiter den vorhandenen Computer bedienen kann und  Herr Steegmann ihm einen Stick mit einem Formular zur sinnvollen Einnahme-Ausgaben-Übersicht installiert hat, hoffen wir auf Besserung. Die Budgetverhandlungen dauerten mehr als zwölf Stunden, da immer wieder neue Punkte auf dem Budget erscheinen, wie z.B. Gehalt, Schuhe, Stiefel und Kleidung für einen neuen Wächter, der die neue Pumpstation bewacht. Vor allem nachts ist die Gefahr groß, dass die Pumpe und der  Transformator gestohlen werden. Deswegen ist in dem kleinen Lehmhäuschen auch eine Schlafstatt für den Wächter.

Ein neuer Punkt ist auch die Anschaffung von englischer und äthiopischer Literatur für unsere Bibliothek, die bisher fast ausschließlich Nachschlagewerke umfasst. Die Lehrer wünschen, dass Romane für Kinder-und Jugendliche hinzukommen, weil sie darum von vielen Schülern immer wieder gebeten werden.

Ein weiterer Punkt ist die Bestückung des Physik-, Chemie –und Biologieunterrichtsraums mit entsprechenden Materialien. Die Regierung stellt den Schulen in Oromeya lediglich ein paar Schulbücher zur Verfügung. Oft müssen sich zehn Kinder ein Schulbuch teilen. In vielen Fächern bekommen sie gar keins.

Das Budget ist ein Fass ohne Boden!

Der neue Schulleiter Ato Kebede hat nach einem Jahr seit Amtsantritt das Lehrerkollegium gut im Griff. Zumindest nach außen hin hat man den Eindruck eines guten Einvernehmens. In der Lehrerkonferenz wurden vor allem der Lehrermangel und die fehlenden Schulbücher und Schreibmaterialien kritisiert. Außer der Tafel und einem Stück Kreide hat der Lehrer oft nichts für den Unterricht.

Ganz überschwänglich bedankten sich die Lehrer für den ersten Lehrerausflug seit 2004, der im Budget des letzten Jahres berücksichtigt worden war. Sie seien als Kollegium noch viel enger zusammengewachsen und hätten neue Impulse für ihren Unterricht bekommen, so hieß es.

In der Klinikkonferenz wurde uns ein hervorragender Bericht über das vergangene Jahr präsentiert. Bei diesem Bericht spürt man die Handschrift des Arztes Dr. Ulrich Langenkamp, der bereits zum zweiten Mal seinen Urlaub für einen Arbeitseinsatz an der Schulklinik verwendet, diesmal sogar über Neujahr. In Äthiopien haben wir jetzt übrigens das Jahr 2005 und am 11. September ist Neujahr.

Die Klinikleitung beklagte den Mangel an Medikamenten, die ihnen zur Verfügung stehen, und bat um ein Moped, das sie zu Patienten in weiter entfernte Bergregionen bringt, in die sie jetzt mühsam wandern müssen. Auch wurde die Anschaffung von mindestens vier Betten gewünscht, die nach Entbindungen oftmals nötig sind. Dafür muss die Klinik jedoch baulich  erweitert werden, wie wir es bereits geplant hatten. Die Pläne für eine solche Erweiterung hatten wir jedoch letztes Jahr aufgrund der hohen Preise erst einmal beiseitegelegt, weil die auch sehr kostspielige Wasserversorgung wichtiger war.

An unserem letzten Abend am Tullu Dimtu zeigten wir den Lehrern und dem Klinikpersonal in der Versammlungshalle mit Hilfe eines Beamers einen Film über die Entwicklung der Günther Beermann Schule und Klinik. Alle waren total beeindruckt und überwältigt.

Am Ende noch ein Wort zu Achalu, jenem eindrucksvollen Bauern, dessen Knie durch einen Unfall auf dem Feld in den Oberschenkel gequetscht war. Fast ein Jahr lang lief er mit großen Schmerzen auf Krücken damit herum. Im öffentlichen Krankenhaus in Addis Abeba wollte man ihm das Bein abnehmen. Nun wurde er mit Geld von  unserem Spendenverein im vergangenen Mai von einem deutschen Arzt in einer Privatklinik in Addis Abeba operiert. Als wir ihn in seinem Tukul nahe der Schule besuchten, stellte er sich vor uns hin und hielt weinend eine Dankesrede in oromeyisch, die sich wie ein langes Gebet anhörte. Er ging mit seinem nun im Knie versteiften, aber gut durchbluteten und nicht mehr schmerzenden Bein ganz flüssig mit einem Stock vor uns auf und ab. Er und seine ganze Familiesind glücklich, und wir wurden mit Injera und einem sonst nur an höchsten Festtagen servierten Fleischgericht verwöhnt.

Trotz Durchfalls und Bauchschmerzen am nächsten Tag war in uns eine große Fröhlichkeit.  

 

 

Schulfest 2012

Auch in diesem Jahr haben wir wieder anlässlich des Geburtstages des Namensgebers der Schule am 22.1.2012 ein großes Fest gefeiert. Obwohl dieses Jahr der Geburtstag auf einen Sonntag fiel, waren doch alle Lehrer und von 1350 Schülern über achthundert Schüler gekommen, um sich für die Unterstützung durch die GBF zu bedanken. Es gab einen Quiz, ein Fußballspiel und Tanzvorführungen. Eltern und Lehrer hielten Dankesreden.

Der Schulleiter konnte über die guten Leistungen der Schulabsolventen berichten, die fast alle einen qualifizierten Abschluss erreicht haben und damit eine weiterführende Schule besuchen könnten, falls sie nicht im Familienverbund auf dem Feld arbeiten müssen. Schön wäre es, wenn man für sie in der Nachbarschaft Erwerbsmöglichkeiten durdch den Bau von kleinen Startup-Unternehmen ermöglichen könnte.

Da der alte Brunnen kein brauchbares Wasser fördert, musste ein neuer Brunnen in 825m Entfernung von der Schule gebaut werden. Dieser muss jetzt angeschlossen werden, was wieder einen hohen Kostenaufwand erfordert. Aber insbesondere für die der Schule angeschlossene Krankenstation ist frisches Trinkwasser dringend erforderlich, um die Hygieneerfordernisse zu gewährleisten.

So gibt es immer wieder neue Aufgaben, für die wir Sie herzlich um Unterstützung bitten.

22.1.2010

Auch dieses Jahr waren wir (Gabriele Beermann und Christoph Steegmann) wieder anlässlich des Geburtstags von Günther Beermann am Tullu Dimtu und können interessante Neuigkeiten berichten:

Die Schule besuchen z.Zt. 1266 Schüler: 663 Jungen und 603 Mädchen. Es gibt zwei Vorschulklassen mit 116 Schülern. In den Klassen 1 - 4 (First Circle) werden 711 und in den Klassen 5 -8 (Second Circle) 439 Schüler jetzt wie in modernen europäischen Schulen nicht mehr im Frontal-, sondern im Gruppenunterricht ausgebildet.

Obwohl die Lehrer an 5 Tagen jeweils 7 Stunden á 40 min unterrichten müssen, haben sie sich bereit erklärt, zusätzlich pro Woche eine Stunde zu geben, um den Schülern landwirtschaftliches Arbeiten zu vermitteln.

Es sind 9 Komitees gegründet worden:

  • 1. Sponsorship committe
  • 2. Text book distributing committe
  • 3. Planning and project committe
  • 4. Examination and capacity committe
  • 5. Teachers development committe
  • 6. Education quality controlling committe
  • 7. Parents - Teachers -Association
  • 8. Beard of education and training
  • 9. Teachers well fair committe

Es sind 6 Schülerclubs gegründet worden:

  • 1. Civic Club  Hier tauschen sich die Schüler über soziale und politische Probleme aus.
  • 2. GirlsClub and anti bad tradition  Hier geht es im wesentlichen um die traditionelle Unterdrückung der Frauen.
  • 3. Sport Club  Hier haben wir Vorführungen eine Taekwan-Do Gruppe und ein Fußballspiel gesehen. Es gibt aber auch Basket- und Volleyball.
  • 4. Anti Aids Club  Trauriger Weise gibt es leider auch hier im ländlichen Bereich sehr verbreitet Aids, so dass wir uns besonders über die Gründung dieses Clubs gefreut haben.
  • 5. Students discipline and traffic Club
  • 6. Enviromental protection Club

Die Sambierin Dambrisa Moyo hat einen Bestseller über den "Un"sinn staatlicher Entwicklungshilfe geschrieben. "Hilfe war und ist weiterhin und durch und durch ein politisches, ökonomisches und humanitäres Desaster für die meisten Entwicklungsländer." www.zeit.de/ (Artikel "Kontra Bono" suchen) Entwicklungshelfer und ihre Institutionen hören ihre Kritik nicht gerne. Immerhin hängen eine halbe Million Arbeitsplätze in dieser merkwürdigen Branche daran (Zeit vom 28.5.2009) .

Beim Projekt der Günther Beermann Memorial Schule und Klinik gibt es keine hauptberuflichen Entwicklunghelfer. Vielmehr fließen alle Spenden unmittelbar in die geförderten Projekte. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter bekommen nur einen Teil ihrer Unkosten erstattet.